Das Dorf Ipwege
Zur Zeit der ersten Besiedlung war das Ammerland wesentlich Wald- und
wildreicher als heute. Es fehlte auch nicht an Raubtieren. Etwa 1860 wurde
im Ipwegermoor der letzte Wolf erlegt.
Wo sich günstige Voraussetzungen für Ackerbau und Weidewirtschaft
fanden wurde zuerst gesiedelt. Im allgemeinen siedelten mehrere Familien
zusammen, da hierdurch eine größere Sicherheit für die
Menschen und ihr Eigentum gewährleistet war. (Bezugsquelle: Baasen-Ammerland
S.74) Die Gehöfte wurden häufig unterhalb eines Esches angelegt.
- Esch in seiner ursprünglichen Wortbedeutung heißt Ackerflur
oder eingehegtes Land.- die bewirtschafteten Fluren, Äcker und Wiesen
wurden gegen das freilaufende Vieh und Wild eingewallt. (Niedersächsische
Siedlungskunde) Diese Einwallungen haben sich bis heute erhalten und sind
durch die Niedersächsische Wallheckenverordnung geschützt. Als
Windbrecher und Brutstätte für Vögel erfüllen sie
eine wichtige Aufgabe.
Der Tax oder auch Ibenboom genannt, gehört in Deutschland zu den
Bäumen die das höchste Alter erreichen. Taxus baccata L. - die
Eibe kann mit ca. 3000 Jahren etwa 1000 Jahre älter als die Eiche
werden. Sie wird jedoch kaum höher als 15 Meter. Leider ist dieser
Baum in unseren Regionen kaum noch zu finden.
Die
ältesten Häuser Ipweges lagen eng zusammen. Der Hillenhof (Alt
Ipweger Weg 46), der Janssenhof (Alt Ipweger Weg 26) und der Röbenhof
(Alt Ipweger Weg 80). Am Esch und an den später kultivierten Ländereien
hatte jeder den gleichen Anteil.
In den Mannzahlregistern sind ab 1640 erste Familiennamen zu finden. Zuvor
sind in Ipwege lediglich Johann, Hinrich und Röbe "to Ipwegen"
bekannt. Die Familiennamen lassen sich auf die Vornamen zurückführen.
Hille (Hinrich) = Hillen, Röbe = Röben und Johann = Janssen.
Oft standen auch Ortsnamen bei den Familiennamen Pate (Ohmstede, Oldenburg,
Munderloh usw.)
Durch die Landbeschreibung von 1681 (Landesarchiv Oldenburg) erfahren
wir erstmals von Geldabgaben und Verpflichtungen des Röbe Hillen.
Das Haus wird als "Gantz herrschaftlich Leibeigen Bau" von 12
Fächern mit je 3 Taler bewertet. (Ein Fach = 4 Viehstände, Münz
und Maßbuch) Bei der Viehzählung 1681 hat Röbe Hillen,
im Gegensatz zu den anderen Bauern, nicht die Anzahl seines Hornvieh angegeben.
Es heisst lediglich: "Austrifftshornvieh ist schlechte leyder und
in Busche"
Nach der Dänenzeit (1667-1773) wurden in Ipwege 29 Köterhöfe
(Kleinbauern) gegründet. Der älteste, angesetzt auf 1701 ( Die
Ansetzung zu Abgaben
erfolgte in der Regel 3 Jahre nach dem Hausbau.), befand sich an der Butjadinger
Straße 86. Es wurde etwa 1960 abgerissen. Auf dem gleichen Grundstück,
unmittelbar daneben entstand bereits 1839 ein Haus, das vom Käufer
Manfred Kumpfer liebevoll restauriert wurde.
Die Köter waren zum großen Teil abgehende, nicht erbende Söhne
der Hausleute. In Ipwege hat sich die Familie Röben am stärksten
verbreitet, vier Kötereien wurden von ihr begründet. In der
Anfangszeit standen die Köter zunächst nur sehr ärmlich
dar, sie mußten alles in mühevoller Arbeit selber erschaffen.
Wer nicht nur in einer Erdhütte lebte, nannte bestenfalls eine Kate
von 3 Fach Länge ( etwa 12 Meter) sein eigen. Vom "Kohlgarten
beim Hause" und den zugewiesenen 3-4 Scheffel Saat (etwa 2500 qm)
wurde der Lebensunterhalt mehr schlecht als recht bestritten. Durch die
Gemeinheitsteilung 1805 erhielt jeder Köter in Wahnbek und Ipwege
10 Jück (ca. 5 ha) dazu. Durch Zukauf umfaßte somit eine normal
entwickelte Köterstelle später etwa 20 ha. Inzwischen haben
die meisten Bauern aufgegeben. Von ursprünglich 29 Höfen werden
heute noch 4 bewirtschaftet.
Die Höfe im einzelnen.
Stammhof Hillen, Alt Ipweger Weg 46
(Heute: Dieter Röbken)
Alard to Ypwede 1504
Der alte Hillen Hof stand sich bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts
stets sehr gut. Das Haus hatte 1681 bereits eine Länge von 12 Fach
(48m) Auch in der Dänenzeit war bei Hillen nie die Rede von Not oder
finanziellen Engpässen. Der steigende Wohlstand spiegelt sich auch
in den Mitgiften der Töchter des Hauses wider. Der Hof umfasste 1846
über 273 Jück (152,9 ha). 1862 richtete Gerhard Hullmann eine
Brennerei ein, die bis zu seinem Tode 1884 betrieben wurde. Sein Sohn
Heinrich Hullmann hat jedoch sehr viel Land verkauft, 1950 gehörten
nur noch 51 Hektar zum Hof. Seit 1959 betreibt Dieter Röbken den
Hof.
Stammhof Janssen, Alt Ipweger Weg 26
(Brennerei Köster)
Johann to Ibwegen 1581
Das Hauptgebäude ist eine Art friesisches Gulfhaus mit mächtigen
Nebengebäuden. Eine alte Truhe mit der Inschrift: Tahlke Wienken
Anno 1766, hatte lange ihren Ehrenplatz in der mit zahlreichen Jagdtrophäen
geschmückten Vorhalle. Seit 1862 wird auf dem Hof eine Kornbrandweinbrennerei
betrieben, zuletzt unter der Leitung von Gerhard Köster. Heutiger
Besitzer des Anwesens ist Gerda Köster-Hadeler.
Stammhof Röben, Alt Ipweger Weg 80
(Heute: Klaus Harms)
Hinrich tho Ipwegen, 1581
Nach mündlicher Überlieferung stand das Haus zunächst nahe
dem des Hausmanns Hillen. Es ist aber schon 1689 an den jetzigen Platz
umgesetzt worden. Das Hauptgebäude, teils mit Fachwerk, teils mit
Reitdach, ist von beträchtlicher Länge. Auch auf diesem Hof
wurde ein Brennerei betrieben. Der letzte Röben verkaufte den Hof
1899. Übrig war nur noch ein Torso von 24 Hektar. 1908 übernahm
Johann Cordes aus Jaderberg den Hof, den er bzw. seine Kinder bis 1985
bewirtschafteten.
Die Köterhöfe.
(alle erst von der Dänenzeit an begründet)
Butjadinger Straße 86, angesetzt 1701
Marten Helmers, heute Manfred Kumpfer
Butjadinger Straße 76, Haus 1902
Gerhard Köntje, heute Vulhop Brunnenbau
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Butjadinger Straße 102, Angesetzt 1736
Ipweger Krug bis 1980
Butjadinger Straße 117, Haus 1745
Berend Bunjes, heute Manfred Meins
Butjadinger Straße 110
1894 J. Fr. Hedemann, heute Ursel Fierkens
Butjadinger Straße 122, Angesetzt 1797
Wilhelm Benedixt, heute Volker Darenberg
Butjadinger Straße 133, Bewilligt 1807
Gerd Hillen, heute Heinz Schwarting
Butjadinger Straße 132, Haus 1800
Dierk Könken, heute Heinz Wemken
Butjadinger Straße 142, Haus 1799
J. Fr. Pratje, heute Anne Stubbe
Butjadinger Straße 149, Haus 1777
Hinrich zum Buttel, heute Werner Rosenbohm
Butjadinger Straße 163, Haus 1873
Hinrich zum Buttel, heute Uwe Bonke
Butjadinger Straße 181, Haus 1860
J. Gerhard Hilgen, seit 1995 Wolfgang und Britta Kleesath
Butjadinger Straße 185, Haus 1860
Dierk Seyen, heute Erich Schellstede
Schulstraße, 1896 Ipweger Bahnhof, Haus 1821
Wellenstraße 9, Haus 1790
Johann Röben, heute Erben des Karl Heinz Diedrichs
Wellenstraße 20, Angesetzt 1736
Hausname: Bookweeten Köntje
Alert Hillen, heute Hans Jacobs
Geestrandstraße 25, Angesetzt 1795
Hinrich Behrens, heute Anna Behrens
Geestrandstraße 62,
J. Fr. Harms, heute Bodo Harms
Geestrandstraße 110, Angesetzt 1751
Hausname: Bäkenkamp bzw. in`ne Bääk
Johann Ahlers, heute Heinz Harms
Wiemkenstraße 25, Angesetzt 1766
Hausname: Olm Hillen sien
Marten Röben, heute Dr. Heinrich Hage Hülsmann
Wiemkenstraße 36, Haus 1797
Seit 1900 Windmühle
Oltmann Röben, heute Günther Wiemken
Wiemkenstraße 50, Haus 1896
Hinrich Pieper, heute Helga Lyon
Wiemkenstraße 89, Haus 1923
Georg Wiemken, heute Hans Georg Wiemken
Schafjückenweg 71, Haus 1860
Hinrich Hillers, heute Medizinalrat Gerd Wiese
Heiddornweg 8
Hinrich zum Buttel, heute Jan Küpker
Heiddornweg 14, Haus 1853
Hinrich zum Buttel, heute Manfred von Essen
Heiddornweg 21, haus 1933
Johann Seyen, heute Alma Schmelzkopf
Heiddornweg 30, Haus 1933
Heinrich Behrens, heute Georg Barghop
Feldstraße 44, Haus 1905
Hinrich Kortlang, heute Fredo Kortlang
Die Infrastruktur und die städtebauliche Entwicklung des Dorfes, ist mit der von Wahnbek gleichzusetzen. Auch wenn Ipwege etwa 300 Jahre jünger ist als Wahnbek, gehören diese beiden Dörfer jedoch doch eng zusammen.
Klaus Hillen, Wahnbek
Tel 04402-4577